„Freiräume als Folgende“

Dezember 1, 2017 - 2 minutes read

Grundsätzlich folge ich gerne!

Ein alter Lehrer aus Buenos Aires meinte mal: „Als gute Folgende kannst Du aus einem mittelmässigen Tänzer einen guten machen! Aber umgekehrt scheitert der beste Tänzer, wenn Du nicht folgen kannst!“ Wohl wahr, finde ich!

Das Wichtigste für mich als Folgende: Die Musik hören und tanzen!

Technisch sollte ich jeden Schritt zu 100% ausgeführt haben, bevor ich den nächsten Schritt umsetze. Das bedeutet, dass ich „meinen Standpunkt finden“ und die Balance halten muss. Auch den Moment des Wartens in Bezug auf die Impulse der führenden Person (zit. R. Sartori: das Gegen-Warten) sollte ich zulassen können. Gleichzeitig darf ich den Fluss der verbindenden Energie nicht unterbrechen! Diese Qualität ist für mich erst Hin-Gabe …. an den Moment, an die Wahrnehmung meiner selbst, des Gegenübers und der Musik.

Als Folgende liebe ich Tanzende, die in der Führungsrolle ihre Absicht in einen deutlichen Impuls umsetzen. Interessanterweise fühle ich mich durch Klarheit nie eingeengt, denn die unmissverständliche Einladung/Vorgabe für den nächsten Schritt gibt mir – in Übereinstimmung mit der Musik – sehr viel Freiraum für die Gestaltung. Die Zeit dehnt sich und ich kann mit der Musik meine Verzierungen oder Zwischenschritte tanzen, ohne die führende Person zu verunsichern. Klarheit gibt mir also Spielraum.
Ein Mensch der „absichtsvoll führt“ ist in der Regel auch aufmerksam; er wird spüren und geniessen, wenn ich aktiv mit gestalte, d.h. z.B. Verzögerungen „vorschlage“…. weil die Musik mir dies jetzt gerade suggeriert. Dies ist eine subtile Art innerhalb der vorgegebenen Rollenverteilung zu tanzen. Der/die Führende kann meine Einflussnahme annehmen oder seine ursprüngliche Absicht durchsetzen…. die Entscheidungen fallen im Bruchteil eines Augenblicks. Ich freue mich über jedes gelungene Hin und Her. Das Risiko für Missverständnisse ist grösser, die Glücksmomente in einem solchen Geben und Nehmen sind es allerdings auch!
Als Folgende kann ich aus allem lustvoll Tanz gestalten, wozu mich ein wirkliches „Wollen“ einlädt, – auch ein technisch unperfektes. Ich antworte gerne, wenn ich Begeisterung spüre! Traurig macht mich „die Einsamkeit zu zweit“, auch im Tango…