„… und Mannsbilder?“
Mai 1, 2017 - 3 minutes readVor Jahren habe ich zusammengezählt, in wie vielen Stunden ich im Tango mit andern Menschen in Körperkontakt war, – ich kam auf mind. 16 000, wobei mir hinterher immer noch neue Kurse und Situationen einfielen. Wie viel Zeit davon ich brauchte, um 1. wahrzunehmen, was dabei überhaupt geschieht und 2. in einen einigermassen adäquaten Umgang mit Nähe, Distanz und dem „Raum dazwischen“ zu gehen, und 3., und 4……. wäre Stoff für viele Geschichten.
Irgendwann unterrichtete ich den Tango allein. Während dem Lehren neuer Schrittfolgen übernahm ich zuerst die Führungsrolle und bewegte die folgende Person auf ihren Weg. Dabei konnte er/sie am eigenen Leib empfinden wie „es“ werden sollte. Dann ging ich in die Folgerolle, um dem Führenden zu spiegeln, wie seine Führung auf mich wirkte. An meiner Reaktion konnte sie/er sich korrigieren. So ging es im Rollentausch hin und her, mit und ohne verbale Erklärungen. Diese „Methode“ war naheliegend und fruchtbar, denn beide (alle;-) Geschlechter lernten (damals!) ja beide Tanzrollen.
Irgendwann meinte eine Frau: „… aber mein Mann ist anders, er hält mich anders und überhaupt…!“ Ich dachte still: „… ich weiss, wie Dein Mann sich anfühlt…“ Sagte: „…ich versuche mal in etwa…“ und schlüpfte versuchsweise „in seine Qualität“. Die Frau lachte und fand: „genau!“ Meine Antwort: „Jetzt hast Du aber auch anders re-agiert! Geh mal so in Kontakt mit ihm! Wer weiss….?“ usw usw.
Daraus wurde mit einigen Menschen (jaja, vor allem – aber nicht nur – mit Frauen;-) ein lustvolles Spielen mit sog. „weiblichen und männlichen Wesensqualitäten“, tatsächlich erfahrenen und fantasierten. Ich habe in mir selber einige HerrLichkeiten entdeckt, die meinen Weibsbildern durchaus würdige Gegenüber sind! Und die sich im Führen gerne zeigten. Und Mischwesen….
Heute sind viele Varianten von Gender-Qualitäten möglich.
Dazu eine wahre Geschichte:
Ein Mensch, der in einem Interview zum Thema Gender/Transgender auf die Frage „als was er sich denn nun fühle, eher Mann oder eher Frau?“ antwortet: „Gleich werde ich in die Bäckerei gehen und frische Brötchen holen – da wird mich die Bäckerin entweder als Frau X. oder als Herr X. ansprechen…. und da erst weiss ich, was ich heute bin!“
Inzwischen ist auch das Phänomen „Spiegeln“ Allgemeingut. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Kommunikation mehr ist als Informationsaustausch von Kopf zu Kopf.
Frage: Wie nehmt Ihr, Tango tanzende Männer, Euch selber in Begegnungen mit unterschiedlichen Frauen wahr? Was genau geschieht, wenn Ihr Euch auf das weibliche (und/oder?) Gegenüber einstellt? Und was erlebt Ihr, die Ihr auch heute noch in der Folgerolle tanzt?
Und Ihr nichttanzende Menschen?
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