kreuz und quer

Dezember 28, 2016 - 1 minute read

Ganz am Anfang, als ich begann Tango argentino zu tanzen und zu unterrichten, wusste niemand so genau, was das eigentlich ist. Wenn ich heute zurückschaue, überkommt mich – neben einem lächelnden Kopfschütteln – auch ein Gefühl grosser Freiheit: alles war möglich!
So tanzten wir unsere wenigen „Figuren“ zu allerlei Musik – Hauptsache es war irgendwie ein 4/4-Takt. Echten argentinischen Tango gab’s noch wenig zu kaufen, Kassetten zirkulierten und wurden noch und noch kopiert…
Eine „Spezialität“ unserer kleinen Szene war, dass wir kreuz und quer im Raum tanzten! Ganz und gar gegen jede Regel, die „weltweit“ besagt, dass Gesellschaftstanz im Gegenuhrzeigersinn (dem sog. Ballfluss) getanzt wird.

Unsere Wahrnehmung vom Raum und dem Weg, den wir tanzend gehen wollten war so, dass wir im „Chaos“ der Paare den Ort fanden, wo sich eine Lücke auftat…. andere anzurempeln war dabei ein No-Go!

Probleme gab es, als die ersten „Auswärtigen“ zu uns an die Tangofeste kamen: die waren entsetzt über diesen „ungeordneten Haufen“ und komplett unfähig, sich darin zu orientieren. Nach und nach mussten auch wir umlernen – noch lange konnten wir beides, dann hatte uns der Ballfluss „im Griff“ und wir waren „integriert“, d.h. bewegten uns so wie alle.

Heute tanze ich Tango im Ballfluss! Im „Leben neben dem Tango“ habe ich mir die Fähigkeit erhalten, so oft wie möglich „kreuz und quer“ zu tanzen… immer in Kontakt mit dem, was mich umgibt.