„¿baja? “

Dezember 27, 2016 - 2 minutes read

Im Postauto von der Stadt in die Agglo, zur abendlichen Stosszeit – ich ergattere einen Sitzplatz in der Nähe der Türe; bei jeder Haltestelle drängen Menschen hinaus und herein. Bei der vierten Haltestelle steht etwas weiter vorne eine Mutter mit zwei ca. kleinen Mädchen auf, die eine der Kleinen schlängelt sich durch und steigt aus, andere Leute steigen ein, die Türe schliesst sich … die Mutter und die Schwester sind noch im Bus, das Kind draussen schlägt an die Türe. Jemand drückt den Halteknopf, zu spät: der Bus will losfahren. Ich stehe auf und brülle: „Chauffeur – STOP! Ein Kind ist draussen und die Mutter noch drin, bitte Türe öffnen!!“ Er hört mich, alles kommt gut!

Ich setze mich wieder und – vielleicht noch etwas aufgewühlt? – sage ich zu meinem jugendlichen Sitznachbar: „Da kommt mir ein Erlebnis aus Buenos Aires in den Sinn…- aber ich möchte Sie nicht zutexten.“ Er: „Nein, bitte erzählen sie“.

Die Geschichte: „Als Touristin in der vollen U-Bahn der Millionenstadt kenne ich die Not, zum Aussteigen nicht rechtzeitig bei der Türe zu sein. Einmal lasse ich mich trotzdem vom „Türsteherplatz“ abdrängen und meine Angst steigt. Da höre ich, wie eine Frau in der Nähe die neben ihr stehende Dame fragt: „¿baja?“ („steigen Sie aus?“), die verneint, aber der nächste Herr nickt – und so geht die Frage diskret weiter. An der Haltestelle öffnen sich völlig unaufgeregt kleine Wege, die sich in der Nähe der Türe verbreitern – und alle kommen gelassen raus. Die gegenseitige Wahrnehmung hat still eine Ordnung geschaffen. Und ich schiebe nie mehr Panik!“ „Unglaublich“, meint der junge Mann neben mir.
Zwei Haltestellen später sagt er leise: „Ich muss die nächste raus….“ Ich: „Ich auch“ …. und mit einem Lächeln geht jeder seines Weges.