„Mann führt, Frau folgt“

März 1, 2017 - 2 minutes read

Nach wenigen Monaten als Teilnehmerin im Tangokurs begann ich – meinem Tangolehrer und späteren Partner Hans – im Unterricht zu assistieren. Er hatte zwar als Lehrer Vorsprung, – wir waren unseren „SchülerInnen“ aber kaum mehr als 3 Lektionen voraus. Heute vollkommen undenkbar!
Damals unterrichteten wir den argentinischen Tango mehr oder weniger so wie „man“ Standard-Tanz unterrichtet: wir lehrten „Figuren“. Allerdings hatte Hans, als bewegter 68-er, u.a. die Vision via Tango gleich noch etwas für die Gleichberechtigung zu tun, – was mir gut gefiel….
So machten wir zu Beginn eines neuen Kurses folgendes Experiment:

In der einen Gruppe begrüsste Hans zu Beginn die TeilnehmerInnen, er stellte sich kurz vor, sagte einige Worte zum Tango argentino, betonte die Unterrichts-Methode des Rollen- und Partnertausches etc etc, und stellte mich dann als seine Assistentin vor. Der Unterricht konnte beginnen. Er zeigte die Aufgaben vor, – und winkte mich betont machomässig zu sich, wenn er etwas mit Partnerin vorzeigen wollte. – Die Welt war in Ordnung!
In der zweiten Anfängergruppe wechselten wir die Rollen: Ich begrüsste die TeilnehmerInnen, stellte mich kurz vor, sagte einige Worte zum Tango argentino, betonte die Unterrichts-Methode des Rollen- und Partnertausches etc etc, und stellte Hans als meinen Assistenten vor. Der Unterricht konnte beginnen. Wollte ich etwas zu zweit vorzeigen, rief ich ihn so cool wie möglich zu mir. – Die Irritation in der Gruppe war gut spürbar!

Natürlich haben wir die gestressten Teilnehmenden anschliessend über das Experiment aufgeklärt und sie zur Reflexion ihrer Empfindungen angeregt… schliesslich war die Zeit der „Selbsterfahrungsgruppen“ noch ganz nah 😉

PS: Glücklicherweise hatten wir bessere Gründe für unser Konzept, Frauen und Männer beide Rollen (Führen und Folgen) lernen zu lassen als das plakative Darstellen der „Un-Gleichberechtigung“!! Doch das ist Stoff für andere Geschichten….