„Frau führt, Mann folgt“

März 1, 2017 - 2 minutes read

In der traditionellen Frauenrolle empfand ich bald einmal Ungeduld mit der „Unfähigkeit“ meines Partners. Warum konnte er diesen einfachen Ablauf auch nach 10 Versuchen immer noch nicht tanzen? Warum hätte ich nach rechts gehen sollen, wenn er mich nach links zog? Nahm er mich überhaupt wahr? Und – ganz schrecklich: wie konnte er so neben der Musik tanzen, hörte er die denn nicht?

Im Rollentausch erfährt jedeR Ursache und Wirkung der Körpersignale „am eigenen Leib“, ebenso Qualitäten und Schwierigkeiten beider Rollen!
Als Führende kam ich sofort mit der Komplexität dieser Rolle in Kontakt; dafür schien mir mein Gegenüber nun in der Folgerolle ziemlich unbeholfen zu sein. Ich wusste sehr genau, wie er stehen und gehen sollte, damit ich ihn auch wirklich hätte führen können.
Lachend (verliebt und motiviert 🙂 einigten wir uns darauf: „Wenn Probleme auftauchen, ist offensichtlich immer der andere schuld!“ – und machten uns an die Arbeit…

Als Notlösung fanden wir diese Regel: Der/die Folgende hält für 20 Minuten den Mund! Aufgabe war, nach bestem Können zu folgen, d.h. dem andern zu spiegeln, was die Impulse bewirken. Neben der Tatsache, dass wir technisch gesehen Anfänger waren, spielte die aktuelle Stimmung in der Beziehung mit – eine grosse Herausforderung! Ich begriff, dass es kein guter Weg ist, die Unperfektheiten meines Partners (des Führenden) auszugleichen, zu überspielen, der undankbaren Rolle des Spiegelns auszuweichen – es „gut zu meinen“, mit ihm oder dem Frieden zuliebe…. mindestens nicht, wenn beide lernen wollten.

Es gelang mir besser, den „Raum des Wohlwollens“ offen zu halten, wenn ich mich auf die Wahrnehmung meiner Reaktionen auf seine Impulse fokussierte, statt auf seine Fehler. Meine Körperempfindungen wussten, wie „es sein soll“, wie es „sich richtig anfühlt“ – und ich konnte das Er-Innerte anschliessend in meinen Führungsversuche umsetzen.
In beiden Rollen begann ich zu ahnen, was es bedeutet „sich dem andern zuzuMUTen“.

Es ist klar, dass diese „Methode“ eine sehr subjektive war und ist, – und es blieb auch nicht die einzige. Wir sind uns keine „klaren Spiegel“ – UND es ist dennoch das Beste, was wir anbieten können.